Erinnerung an das Kriegsende in Berlin

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Dr. Ulrike Reuter
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Staatsbibliothek zu Berlin

Facts & Files Historisches Forschungsinstitut Berlin
Häufige Fragen
Worum geht es in diesem Projekt?
Anlässlich der Berliner Themenwoche „80 Jahre Kriegsende – Befreiung Europas vom Nationalsozialismus“ laden die Staatsbibliothek zu Berlin und Facts & Files Bürger*innen herzlich ein, am Aktionstag, dem 16. Mai 2025, persönliche Erinnerungsstücke wie Briefe, Tagebücher, Fotos oder andere Objekte mitzubringen. Gesucht werden Dokumente, die die Zeit nach dem 8. Mai 1945 bis etwa 1950 betreffen und persönliche Perspektiven auf das Ende des Krieges, den Neuanfang und den Weg zum Frieden zeigen. Ziel ist es, diese vielfältigen Zeugnisse der Nachkriegszeit zu bewahren und als Teil des kulturellen Erbes Europas für künftige Generationen zugänglich zu machen. Im Mittelpunkt stehen persönliche Geschichten aus den ersten Jahren des Friedens – erzählt vor dem Hintergrund zerstörter Städte, der Heimkehr von Soldaten aus der Kriegsgefangenschaft, der Not und Orientierungslosigkeit von Millionen Geflüchteten und Vertriebenen sowie der schwierigen Gründung neuer demokratischer Strukturen. Diese individuellen Erfahrungen machen Geschichte greifbar und zeigen, wie tiefgreifend der Übergang vom Krieg zum Frieden das Leben der Menschen geprägt hat.
Wie können Bürger*innen mitforschen?
Das Projekt verfolgt zwei zentrale Ziele, die beide Möglichkeiten zur aktiven Beteiligung als Citizen-Scientists bieten. Zum einen sollen möglichst viele dieser privaten Dokumente gesammelt und digitalisiert werden. Am 16. Mai 2025 ab 10 Uhr besteht die Möglichkeit, solche Erinnerungsstücke ohne Anmeldung und kostenlos in die Staatsbibliothek zu bringen und sie vor Ort digitalisieren zu lassen. Die Originale werden den Teilnehmenden im Anschluss selbstverständlich wieder ausgehändigt. Technische Vorkenntnisse sind nicht erforderlich – das Team vor Ort unterstützt bei allen Schritten. Vom 16. bis 30. Juni 2025 können Materialien außerdem eigenständig in eine Online-Datenbank hochgeladen werden. Zum anderen möchten wir gemeinsam mit Interessierten diese zumeist handschriftlichen Quellen transkribieren, um ihre Inhalte lesbar, durchsuchbar und wissenschaftlich nutzbar zu machen. Die Transkriptionsphase beginnt im Anschluss an den Aktionstag. Dafür bieten wir etwa einstündige Einführungskurse an – sowohl vor Ort als auch online. Bis zum Herbst 2025 bietet die Staatsbibliothek zu Berlin auch Workshops an, in denen sich die Interessierten treffen und austauschen und gegenseitig beim Entziffern unterstützen können. Teilnehmende können selbst entscheiden, wann und wie viel Zeit sie in die Transkription investieren möchten. Weitere Informationen zur Transkriptionsphase erhalten Sie unter der angegebenen Kontaktadresse.
Was passiert mit den Ergebnissen?
Gemeinsam mit den jeweiligen Erläuterungen werden die digitalisierten Dokumente auf dem frei zugänglichen Online-Portal http://1945.transcribathon.eu bereitgestellt, das Teil der Europeana-Transcribe-Initiative ist. Sie stehen europaweit Forschenden, Interessierten und der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung und eröffnen neue Perspektiven auf die Nachkriegszeit. Die Teilnehmenden, die zur Transkription beigetragen haben, erhalten regelmäßig Feedback zu ihren Beiträgen und werden über den Projektfortschritt sowie neue Inhalte durch einen Newsletter informiert. Darüber hinaus werden Informationen zum Projekt und zu neu verfügbaren Materialien regelmäßig auf der Website der Staatsbibliothek sowie über ihre Social-Media-Kanäle veröffentlicht, um eine möglichst breite Öffentlichkeit zu erreichen.
Wozu trägt die Forschung bei?
Mit diesem Projekt möchten wir durch die Sammlung und Erschließung privater Dokumente neue, bislang wenig beachtete Perspektiven auf die unmittelbare Nachkriegszeit in Berlin gewinnen. Die Teilnehmer*innen tragen mit ihren persönlichen Zeugnissen und ihrer Mitarbeit bei der Transkription dazu bei, das Alltagsleben in den Jahren 1945 bis 1950 zu dokumentieren – eine Phase, die vom Wiederaufbau, politischen Umbrüchen, gesellschaftlicher Neuorientierung und dem individuellen Umgang mit den Folgen des Krieges geprägt war. Von den Projektergebnissen erwarten wir neue, quellennahe Erkenntnisse zur Lebensrealität nach 1945, die Sichtbarmachung individueller Erfahrungen, die langfristige digitale Sicherung dieser Dokumente als offene Ressource für Wissenschaft, Bildung und Öffentlichkeit. Indem Bürger*innen aktiv an der Sicherung und Aufarbeitung historischer Quellen mitwirken, entsteht ein gemeinsames digitales Gedächtnis. In einer Zeit, in der historische Deutungen zunehmend politisch umkämpft sind, schafft dieses Projekt Raum für Vielfalt, Empathie und Dialog – und leistet einen Beitrag zur europäischen Friedens- und Erinnerungskultur.