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mit:forschen!

Die Plattform für Citizen-Science-Projekte aus Deutschland: Mitforschen, präsentieren, informieren!

Pflanze KlimaKultur!

Unsere Projektpflanzen. © Birgit Nordt
Wie wirkt sich der Klimawandel auf die saisonalen Entwicklungsstadien (Phänologie) von Pflanzen aus? Datenerfassung, Auswertung, Interpretation, Erarbeitung von konkreten Ansätzen zu Naturschutz und Klimaanpassung für urbane Grünflächen um unsere Städte klimaresilienter zu machen – gemeinsam!
Themen
Projektende
Februar 2024
Weitere Informationen

Das Projekt wird im Rahmen des Förderbereichs Bürgerforschung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Es gehört zu 15 Projekten, die bis Ende 2024 die Zusammenarbeit von Bürger*innen und Wissenschaftler*innen inhaltlich und methodisch voranbringen und Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen geben sollen.

Kontakt

Birgit Nordt

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Institution

Botanischer Garten Berlin (Freie Universität Berlin)

Deutsches Zentrum für Integrative Biodiversitätsforschung

Vorbereitung des Modellbeetes. © Wayne Schmitt
Kick-off am 22.10.21 noch unter Coronabedingungen. © Bernd Wannenmacher
Anzuchten in der Winterruhe. © Wayne Schmitt
Erfassung phänologischer Daten. © Birgit Nordt
Worum geht es in diesem Projekt?

Im Verbundprojekt „Pflanze KlimaKultur!“ möchten Wissenschaftler*innen des Botanischen Gartens Berlin (Freie Universität Berlin) und des Deutschen Zentrums für Integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig, sowie gemeinsam mit Teams der Universitäten Jena, Halle und Leipzig und Bürger*innen dieser vier Städte den Einfluss des Klimawandels auf die saisonalen Entwicklungsphasen (Phänologie) von Pflanzen erforschen. Wann treiben sie aus, wann entfalten sich die Blätter, wann blühen sie, wann reifen die Früchte, wann lassen sie ihre Blätter fallen? Wir gehen der Frage auf den Grund, in wie weit die saisonalen Lebensphasen der Pflanzen das Stadtklima widerspiegeln. Blühen sie im warmen Stadtzentrum tatsächlich früher als am Stadtrand? Sind solche Unterschiede bei allen Arten und Lebensphasen gleich? Wie helfen unsere Ergebnisse, zukünftig die Stadtbegrünung klimaresilienter, nachhaltiger und lebenswerter zu gestalten? Anders als z. B. die phänologischen Beobachtungsnetzwerke der Wetterdienste konzentriert sich unser Projekt nicht vorwiegend auf Gehölze, sondern auf krautige Arten, über deren Phänologie weit weniger bekannt ist, obwohl sie in vielen Lebensräumen dominieren. Entsprechend haben wir vorwiegend heimische Wildpflanzen für das Monitoring ausgewählt, die gleichzeitig insektenfreundlich und dekorativ aber relativ anspruchslos sind, sich daher hervorragend eignen, um auch auf städtischem Grünland in alternative Bepflanzungskonzepte eingebunden zu werden. Das Projekt ist ausgehend von Kernfragen rund um die Phänologie der Pflanzen das geeignete Vehikel, um so enorm wichtige Themen wie Artenvielfalt, Biodiversitätskrise, Klimawandel und Vielfalt sowie „grüne“ Bildung in der Mitte der Gesellschaft zu platzieren. Darüber wollen wir mit den Bürgerinnen und Bürgern der beteiligten Städte ins Gespräch kommen und in vielfältigen Diskussionsforen nach Lösungsansätzen suchen.

Wie können Bürger*innen mitforschen?

Pflanze KlimaKultur! bietet den Bürger*innen vielfältige Möglichkeiten sich aktiv einzubringen. Im Kern richtet sich das Projekt an Menschen in der Stadt und im Umland von Berlin, Halle, Jena und Leipzig, die in einer Ecke ihres Gartens zehn krautige Pflanzenarten kultivieren und zwei Jahre lang phänologisch beobachten wollen. Die Daten können Sie über eine Smartphone-App oder ganz klassisch auf Papier mit Hilfe von Beobachtungsbögen erfassen. Die Pflanzenpakete bekommen die Teilnehmer*innen voraussichtlich im März 2022 im Rahmen von Eröffnungsveranstaltungen und Schulungen an den vier Standorten. Es sind nicht nur Gartenbesitzer*innen willkommen, sondern auch engagierte Beobachter*innen für unsere Modellbeete, z. B. im Schlosspark Charlottenburg, auf dem Campus der Freien Universität oder Initiativen, die auf öffentlichen Grünflächen, Beete anlegen, pflegen und wöchentlich monitoren wollen. Auch Schulgärten möchten wir beim Anlegen eines „Klimabeetes“ unterstützen. Über ein Bürger*innentelefon bleiben wir in der Vegetationsperiode für Ihre Fragen rund um Kultivierung und Datenerfassung für Sie erreichbar. Die Methodik lernen Sie in Workshops zum Projektstart ausführlich kennen. Dazu brauchen Sie keine Vorkenntnisse mitzubringen. Außerdem können die Teilnehmer*innen in unseren Bürgerdialogen mit uns über Möglichkeiten der klimaangepassten Bepflanzung städtischer Grünflächen diskutieren. Finden Sie gemeinsam mit anderen lokalen Akteur*innen naturnahe Lösungen, die unsere heimische Stadtnatur fit für den Klimawandel machen. Interessent*innen können sich jetzt schon bei uns melden (pflanzeklimakultur@bo.berlin).

Was passiert mit den Ergebnissen?

Die von unseren Bürgerwissenschaftler*innen via App oder auch analog erhobenen Daten werden gemeinsam mit den Forschungsdaten des internationalen phänologischen Beobachtungsnetzwerkes PhenObs (www.idiv.de/de/web/phenobs.html) gesammelt und gespeichert, um an Ende der Vegetationsperiode wissenschaftlich ausgewertet zu werden. Über den aktuellen Stand informieren wir auf unserer Webseite (pflanzeklimakultur.de). Im Rahmen von Bürgerdialogen möchten wir Sie in die verschiedenen Phasen des Forschungsprozesses einbinden.

Wozu trägt die Forschung bei?

Urbane Lebensräume sind längst „hot spots“ der Biodiversität und des Klimawandels geworden. Temperatur- und Niederschlagsextreme wirken sich in der Stadt stärker aus als auf dem Land. Ihr ausgeprägter Temperaturgradient macht sie zum idealen Ort, um die Folgen des Klimawandels zu erforschen. Pflanzen sind besonders sensible Indikatoren für Klimaveränderungen. Sie spiegeln schnell mögliche ökologische Auswirkungen des Klimawandels. Das Eintrittsdatum in bestimmte Phasen der saisonalen Lebenszyklen von Pflanzen (Phänologie) wird maßgeblich von der Temperatur beeinflusst. Klimaveränderungen lassen somit gut an Veränderungen der zeitlichen Entwicklungsstadien von Pflanzen ablesen. Vor allem die Temperaturerhöhung führt zu einer verfrühten Laubentfaltung, Blüte und Fruchtbildung. In Deutschland hat sich die Vegetationsperiode wichtiger Laubbäume zwischen 1951 und 2000 um bis zu 2,3 Tage pro Dekade verlängert. Botanische Gärten sind Erlebnisorte pflanzlicher Vielfalt und ein Stück Lebensqualität. Die große Zahl von Pflanzenarten, die in Botanischen Gärten und öffentlichen und privaten urbanen Gärten kultiviert werden, bieten ideale Voraussetzungen, die Auswirkungen des Klimawandels zu erforschen. Die Vernetzung von Menschen und Organisationen als Grundlage kollektiven Handelns kann viel für eine klimaresiliente, biodiversitätsfreundliche und lebenswertere Stadt leisten.