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mit:forschen!

Die Plattform für Citizen-Science-Projekte aus Deutschland: Mitforschen, präsentieren, informieren!

Erinnerung an das Kriegsende in Berlin

Frauen holen Wasser am Brunnen auf der Straße, Berlin 1945. Foto von Abraham Pisarek CC BY-SA 3.0 de
Haben Sie Briefe, Fotos oder Tagebücher aus der Zeit nach dem 8. Mai 1945 bis 1950? Laden Sie Ihre persönlichen Erinnerungsstücke selbst bis zum 30. Juni 2025 hoch und erzählen Sie Ihre Geschichte – für die Dokumentation der Nachkriegszeit in Berlin. Gemeinsam entziffern wir die Texte – in Workshops vor Ort und online.

Projektzeitraum ab

Mai 2025

Projektende

Oktober 2025

Kontakt

Dr. Ulrike Reuter

E-Mail senden

Institution

Staatsbibliothek zu Berlin

Facts & Files Historisches Forschungsinstitut Berlin

Häufige Fragen

Worum geht es in diesem Projekt?

Im Rahmen der Berliner Themenreihe „80 Jahre Kriegsende – Befreiung Europas vom Nationalsozialismus“ fand am 16. Mai 2025 ein Aktionstag in der Staatsbibliothek zu Berlin statt. Über 1200 Seiten persönlicher Erinnerungsstücke – Briefe, Tagebücher, Fotos und andere Dokumente – wurden dabei digitalisiert. Sie erzählen vom Leben in der unmittelbaren Nachkriegszeit, von individuellen Erfahrungen zwischen Kriegsende, Neuanfang und dem Weg zum Frieden. Auch nach dem Aktionstag sind Bürger*innen herzlich eingeladen, ihre Dokumente aus der Zeit nach dem 8. Mai 1945 bis etwa 1950 hochzuladen und ihre persönlichen Geschichten zu teilen. Ziel ist es, diese vielfältigen Zeugnisse der Nachkriegszeit zu bewahren und als Teil des kulturellen Erbes Europas für künftige Generationen zugänglich zu machen. Im Mittelpunkt stehen persönliche Perspektiven aus den ersten Jahren des Friedens – vor dem Hintergrund zerstörter Städte, der Heimkehr von Soldaten aus der Kriegsgefangenschaft, der Not und Orientierungslosigkeit von Geflüchteten und Vertriebenen sowie der Herausbildung neuer politischer Strukturen. Diese individuellen Erfahrungen machen Geschichte greifbar und zeigen, wie tiefgreifend der Übergang vom Krieg zum Frieden das Leben der Menschen geprägt hat.

Wie können Bürger*innen mitforschen?

Das Projekt lädt zur aktiven Beteiligung als Citizen-Scientists ein: - Dokumente hochladen: Eigene Nachkriegsdokumente können noch bis zum 30. Juni 2025 eingereicht werden – einfach online über: https://1945.transcribathon.eu/ Dabei können Teilnehmende auch die dazugehörigen Geschichten erzählen sowie relevante Orte und Personen verknüpfen. Eine ausführliche Anleitung zum Hochladen der Dokumente befindet sich ebenfalls auf der Website. - Quellen transkribieren: Die Transkriptionsphase läuft. Der erste Workshop findet am Dienstag, 17. Juni 2025, 15:30–17:00 Uhr im Raum Oxford (Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Unter den Linden) statt. Die Workshops vermitteln Grundlagen der Transkription und geben praktische Tipps zum Entziffern alter Handschriften. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich – alle Interessierten sind willkommen. - Gemeinsam entziffern: Bis Herbst 2025 bietet die Staatsbibliothek regelmäßige Workshops zum Austausch und gemeinsamen Lesen alter Handschriften. Alle können mitmachen – unabhängig davon, wie viel Zeit sie investieren möchten. Mehr Infos und Termine: Abonnieren Sie den Wissenswerkstatt-Newsletter unter https://staatsbibliothek-berlin.de/service/wissenswerkstatt-news

Was passiert mit den Ergebnissen?

Gemeinsam mit den jeweiligen Erläuterungen werden die digitalisierten Dokumente auf dem frei zugänglichen Online-Portal http://1945.transcribathon.eu bereitgestellt, das Teil der Europeana-Transcribe-Initiative ist. Sie stehen europaweit Forschenden, Interessierten und der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung und eröffnen neue Perspektiven auf die Nachkriegszeit. Die Teilnehmenden, die zur Transkription beigetragen haben, erhalten regelmäßig Feedback zu ihren Beiträgen und werden über den Projektfortschritt sowie neue Inhalte durch einen Newsletter informiert. Darüber hinaus werden Informationen zum Projekt und zu neu verfügbaren Materialien regelmäßig auf der Website der Staatsbibliothek sowie über ihre Social-Media-Kanäle veröffentlicht, um eine möglichst breite Öffentlichkeit zu erreichen.

Wozu trägt die Forschung bei?

Mit diesem Projekt möchten wir durch die Sammlung und Erschließung privater Dokumente neue, bislang wenig beachtete Perspektiven auf die unmittelbare Nachkriegszeit in Berlin gewinnen. Die Teilnehmer*innen tragen mit ihren persönlichen Zeugnissen und ihrer Mitarbeit bei der Transkription dazu bei, das Alltagsleben in den Jahren 1945 bis 1950 zu dokumentieren – eine Phase, die vom Wiederaufbau, politischen Umbrüchen, gesellschaftlicher Neuorientierung und dem individuellen Umgang mit den Folgen des Krieges geprägt war. Von den Projektergebnissen erwarten wir neue, quellennahe Erkenntnisse zur Lebensrealität nach 1945, die Sichtbarmachung individueller Erfahrungen, die langfristige digitale Sicherung dieser Dokumente als offene Ressource für Wissenschaft, Bildung und Öffentlichkeit. Indem Bürger*innen aktiv an der Sicherung und Aufarbeitung historischer Quellen mitwirken, entsteht ein gemeinsames digitales Gedächtnis. In einer Zeit, in der historische Deutungen zunehmend politisch umkämpft sind, schafft dieses Projekt Raum für Vielfalt, Empathie und Dialog – und leistet einen Beitrag zur europäischen Friedens- und Erinnerungskultur.