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Solidarität am Laternenpfahl

Michele Ursi
Immer wieder kann man in der Öffentlichkeit zu verschiedenen Themen politische Statements sehen. So auch zum Russland-Ukraine-Krieg. Ob es Aufkleber an Laternenpfählen sind oder farbig beleuchtete Gebäude. Gerade zu Kriegsbeginn konnte man in der Öffentlichkeit ziemlich viele solcher Statements sehen. Ist das immer noch so? Und wo sind solche Statements zu finden?

Projektzeitraum ab

Dezember 2022

Projektende

Februar 2023

Weitere Informationen

Besucht auch gerne unsere Instagram-Seite

https://instagram.com/solidaritaet_am_laternenpfahl?igshid=YmMyMTA2MsY=

https://www.youtube.com/watch?v=PSiYLggSsNI

 

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Kontakt

Lena Janssen

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Institution

FernUniversität Hagen

Häufige Fragen

Worum geht es in diesem Projekt?

In Zusammenarbeit mit dem Lehrgebiet Sozialpsychologie der Fernuniversität Hagen erarbeiten Student*innen des M.Sc. Psychologie gemeinsam mit Citizen Science die Fragestellungen, ob es mehr "pro russische" oder mehr "pro ukrainische" Solidaritätsbekundungen im öffentlichen Raum gibt und ob sich diese in der Nähe von Bildungseinrichtungen häufen. Die Geschehnisse des Krieges erleben Lernende u. a. mit dem Verlust von Orientierung und Sicherheit. Idealerweise, werden entsprechende Hilfs- und Unterstützungsangebote an Bildungseinrichtungen von Lehrenden angeboten. Alltagsstrukturen und das Gespräch über die Ereignisse, helfen Lernenden Nachrichten und Inhalte einzuordnen. Es kann angenommen werden, das Lernende durch die Unterstützung und Hilfe, und damit einhergehenden Auseinandersetzung mit Kriegsereignissen im Sinne eines Intergruppenkonfliktes, die Bildungseinrichtung dadurch als eine Art „sicheren Raum“ erleben. Emotionale Entlastung und Orientierung erfolgt ergänzend durch die Zugehörigkeit einer sozialen Gruppe im Sinne einer sozialen Kategorisierung. Wir vermuten das Lernende in Bildungsinstitutionen, durch den dort stattfindenden politischen Austausch und die Wahrnehmung der Bildungseinrichtung als sicheren Raum, ihre Meinung dort frei äußern. Dies könnte durch niederschwellige Medien, wie Sticker oder Graffiti anonym zum Ausdruck gebracht werden. Daher möchten wir gemeinsam mit Bürger*innen Fotos von Solidaritätsbekundungen im öffentlichen Raum suchen und herausfinden, ob diese vermehrt in der Nähe von Schulen und Universitäten zu finden sind.

Wie können Bürger*innen mitforschen?

Ihr fühlt euch angesprochen und wollt im Rahmen von Citizen Science gerne auch zur oder zum Forscher*in werden und politische Statements bzw. Solidaritätsbekundungen in eurer Umgebung finden? Solidaritätsbekundungen sind zum Beispiel Aufkleber, Graffiti, Flaggen oder auch beleuchtete Gebäude welche Solidarität mit der Ukraine oder mit Russland ausdrücken. Es geht ganz einfach! Achtsam eure gewohnten Wege oder auch neue Wege durch eure Stadt begehen und politische Statements oder Solidaritätsbekundung an Laternenpfählen, Briefkästen, Bushaltstellen oder Wänden fotografieren und über den Link https://ww2.unipark.de/uc/M_SP_Muermans/5287/ hochladen. Bitte achte darauf, dass Personen, Kfz-Kennzeichen und Adressen von Privathäusern auf deinen Fotos nicht erkennbar sind. Außerdem seid ihr alle herzlich eingeladen zu unserer Informationsveranstaltung und offenen Diskussion gemeinsam mit anderen interessierten Mitforschern: Am 14. Dezember 2022 von 18.00-18.30 Uhr (bitte anmelden unter solidaritaet.am.laternenpfahl@gmail.com) Hier erklären wir allen interessierten wie man mitmachen kann und ihr habt auch die Möglichkeit noch Ideen zu unserer gemeinsamen Forschung beizusteuern. Ein weiteres Treffen für Fragen und Anregungen von Mitforschern findet statt am 19.Januar 2023 von 18.00-18.30 Uhr (bitte anmelden unter solidaritaet.am.laternenpfahl@gmail.com) Fotos könnt ihr einsenden bis zum 12.02.2023.

Was passiert mit den Ergebnissen?

Es handelt sich um ein nicht-kommerzielles Forschungsprojekt von Psychologiestudent*innen der FernUniversität Hagen. Die Daten werden über die Plattform Unipark erhoben und entsprechend der beiden Forschungsfragen über bivariate Zusammenhangshypothesen statistisch ausgewertet. Die Ergebnisse werden in einer Kurzpräsentation bei der Abschlussveranstaltung vorgestellt und auf unserer Website veröffentlicht. Im Rahmen unseres Studiums erstellt jede*r Student*in einen schriftlichen Projektbericht über die Ergebnisse. Darüber hinaus werden die Daten und gesammelten Fotos für weitere Forschungszwecke von der FernUni Hagen genutzt.

Wozu trägt die Forschung bei?

Wir untersuchen die Verteilung politischer Statements bzw. Solidaritätsbekundungen im Kontext des Russland-Ukraine-Krieges im öffentlichen Raum und wollen vor allem herausfinden, ob sich diese gehäuft in der Nähe von Bildungseinrichtungen finden. Die Art der Alltagskommunikation, bzw. Meinungsmarkierung in Gebieten rund um Bildungseinrichtungen könnte ein Indiz dafür sein, das dort offen über politische Themen gesprochen wird und diese als sichere Räume für Lernende wahrgenommen werden. Dies könnte sich darin äußern, dass niederschwellige politische Statements vermehrt verteilt werden, um sich einer Gruppe zugehörig zu fühlen. Was wiederum das politische Potential von Lernenden unterstreichen und nutzbar machen könnte.

Was sind die (Zwischen-)Ergebnisse des Projekts?

Unsere erste Hypothese, dass wir mehr ukrainische als russische Solidaritätsbekundungen finden, konnte bestätigt werden. Von den 165 verwendbaren Fotos konnten 148 Statements als pro ukrainisch eingeordnet werden, 16 Statements ordneten wir beiden Parteien zu und lediglich ein Statement wurde als prorussisch eingruppiert. Das entspricht 89,7 % solidarische Zeichen für die Ukraine und 9,7 % für beide Länder sowie 0,6 % für Russland. Die zweite Hypothese, ob diese solidarischen Zeichen eher in der Nähe von Bildungseinrichtungen gefunden werden konnten, berechneten wir mit dem Chi²-Test, dieser war nicht signifikant, daher kann nur deskriptiv beschrieben werden, wie die Häufigkeiten verteilt waren. 79-mal wurde die Frage nach der Nähe zur Bildungseinrichtung (im Umkreis von 300 m) mit ja beantwortet, 69-mal mit nein, 26-mal gaben die Bürger an dies nicht zu wissen und einmal fehlte die Angabe. Rein deskriptiv finden wir also mehr solidarische Bekundungen in der Nähe von Bildungseinrichtungen. Neben den Fotos erhoben wir durch fünf weiter Item-Informationen über die Erhebungsmethode. 48 % gaben an die Umfrage als unkompliziert wahrgenommen zu haben und 13 % sogar als sehr unkompliziert. 22 % bewerteten die Umfrage als neutral, 14 % gaben keine Bewertung ab und nur 3 % empfanden es als kompliziert an der Umfrage teilzunehmen. Bei der Frage danach, wie gut den Citizen das Projekt gefallen hat, gaben 40 % an „gut“ und 13 % sogar „sehr gut“, die restlichen 47 % enthielten sich oder bewerteten das Projekt neutral. Bei der Frage, ob die Citizens an einem weiteren Projekt teilnehmen würden, antworteten 44% mit „ja“, 42% mit vielleicht, 13% enthielten sich und nur 1% antwortete „nein“. Alles in allem spricht das für eine positive Wahrnehmung des Projekts und der Methode im Generellen. Bei der offenen Frage zu „Was hätten wir anders oder besser machen können?“ erhielten wir das Feedback, dass die technische Umsetzung mit der Datenschutzerklärung und den Upload Funktionen hätte benutzerfreundlicher sein können. Die Erhebung hätte länger dauern können, inhaltlich wünschten sich einige Bürger eine Ausweitung der Statement-Sammlung auch auf andere politische Aussagen wie z.B. die Frauenrechte im Iran. Abschließend konnten wir für unsere Forschungsgruppe festhalten, dass neben der breiten Social-Media Strategie eine Umsetzung auf persönlicher und konkreter Ebene eventuell zu mehr Erfolg geführt hätte. In Zukunft wünschen wir weiteren Forschungsbemühungen Erfolg beim Umsetzen dieser Erkenntnisse. Interessant wäre sicher, die Erhebung auch auf den digitalen Raum auszuweiten, der mehr denn je Schauplatz politischer Meinungsäußerung ist.