Direkt zum Inhalt
mit:forschen!

Die Plattform für Citizen-Science-Projekte aus Deutschland: Mitforschen, präsentieren, informieren!

Wissen der Vielen – Forschungspreis für Citizen Science: Preisträger*innen 2025

Wir machen exzellente partizipative Forschung sichtbar! Zum dritten Mal zeichnet mit:forschen! Wissenschaftler*innen für ihre herausragenden Leistungen mit dem Wissen der Vielen – Forschungspreis für Citizen Science aus. Die Preisträger*innen erhalten 20.000 Euro für den ersten Platz, 10.000 Euro für den zweiten Platz und 5.000 Euro für den dritten Platz. Die feierliche Verleihung wird im Rahmen der PartWiss 2025 - Konferenz zur Vernetzung und Stärkung von Partizipation in der Wissenschaft im November stattfinden.

Die Auswahl unserer Jury macht die Vielfalt und Potenziale partizipativer Ansätze sehr gut sichtbar. In ganz unterschiedlichen Bereichen (Waldforschung, Mensch-Computer-Interaktion, Techniksoziologie und Design) konnten durch ihre Anwendung exzellente Ergebnisse erzielt werden. Besonders beeindruckend ist auch die Diversität der Mitforschenden: in den zugrundeliegenden Projekten der Publikationen haben unter anderem Kinder, Studierende und Senior*innen aktiv mitgewirkt!


Portrait von Dr. Dirk Knoche, Platz 1, Publikation: Gemeinsam die Birke erforschen.

1. Platz: Dr. Dirk Knoche, Forschungsinstitut für Bergbaufolgelandschaften e.V.

Den ersten Platz erzielte stellvertretend für das Autor*innen-Team der Forstwissenschaftler Dr. Dirk Knoche. Ausgezeichnet wurde das Werk „Gemeinsam die Birke erforschen, Bürgerforschung zum Waldwandel: Wasserhaushalt, Biodiversität & Klimawirksamkeit (Teil 1); Messen, Auswerten & Verstehen (Teil 2)”. Die prämierte Publikation zeigt deutlich, dass die neuen Erkenntnisse zur Baumart ohne die Beteiligung zahlreicher engagierter Bürger*innen nicht möglich gewesen wären.
Klimafolgen wie Trockenheit verändern und bedrohen unsere Wälder. Diese sind Lebensraum zahlreicher Tiere und Pflanzen, sind Rohstofflieferanten und Kohlenstoffspeicher. Die prämierte Studie lässt sich als Beitrag zur Diskussion um die Resilienz von Wäldern und die Zukunft der Forstwirtschaft einordnen. Im Fokus stehen die Potenziale der allgegenwärtigen, aber waldbaulich bislang wenig beachteten Birke. Im Projekt „PlanBirke plus C" arbeiteten Wissenschaftler*innen und Bürger*innen eng zusammen. Sie untersuchten die Kohlenstoffbindung der Baumart, ihren Wasserhaushalt und ihren Beitrag zur Biodiversität. Unter anderem konnten Citizen Scientists mit der App „PlanBirke" selbstständig Messdaten sammeln oder in drei Modellregionen an Bürgerlabor-Tagen im Wald teilnehmen. Erstmals gelang dadurch die vergleichende Erfassung des ökosystemaren Wasserhaushaltes verschiedener Birken(misch)wälder in Mitteleuropa. Darüber hinaus erfolgte eine umfassende Datensammlung zur Kohlenstoffspeicherung – vom Stamm bis zum letzten Blatt. Eine weitere Erkenntnis war die bedeutende Rolle der Birke als Habitatbaum. Sie bietet beispielsweise einen Lebensraum für in Deutschland gefährdete Baumpilzarten. 


Portrait von Sven Bittenbinder, Platz 2, Publikation Research Buddy

2. Platz: Dipl. Wirt.-Inform. Sven Bittenbinder, Lehrstuhl Wirtschaftsinformatik, insb. IT für die alternde Gesellschaft, Universität Siegen

Den Preis für den zweiten Platz gewann der Wirtschaftsinformatiker Sven Bittenbinder stellvertretend für sein Team mit der Publikation „Research Buddy – From a Framework for Overcoming Language Barriers to the Development of a Qualitative Citizen Science Platform.” Das prämierte Paper erschien 2024 im Journal Interacting with Computers. Am Ende des dargestellten mehrteiligen Forschungsprozesses steht ein gemeinsam entwickelter Plattform-Prototyp, der das Potenzial hat, niedrigschwellige Teilhabe an der Wissenschaft zu ermöglichen.
Die Forschungsarbeit ist im Bereich Mensch-Computer-Interaktion zu verorten. Es geht darum, mit der Anwendung partizipativer Methoden technische Lösungen für eine verbesserte Lebensqualität im Alter zu erreichen. Ursprüngliches Ziel des zugrundeliegenden Projektes war es, internationalen Studierenden aus dem Feld die Vernetzung mit älteren Bürger*innen in Deutschland zu erleichtern. Die konzeptionelle Vorarbeit erfolgte im Rahmen der Masterarbeit von Oliver Specovius. Bei der Auswertung der Vorstudien wurde jedoch der Wunsch der Citizen Scientists deutlich, eine breiter aufgestellte, kollaborative Matching-Plattform zu entwickeln. Teilnehmende Senior*innen, Studierende und hauptamtliche Wissenschaftler*innen identifizierten gemeinsam Anforderungen an eine technische Infrastruktur und visualisierten sie in einem partizipativen Design-Workshop. Das Ergebnis ist eine Website, die von Lehrenden, Projekt-Initiator*innen und Citizen Scientists genutzt werden kann. Auf „Research Buddy“ ist es beispielsweise möglich, Feedback zu partizipativen Projektideen einzuholen oder eine Suche nach Mitforschenden zu starten.
 


Portrait von Dr. Melike Sahinol, Platz 3, Publikation: 3D printed children's prostheses as enabling technology? The experience of children with upper limb body differences

3. Platz: Dr. Melike Şahinol, Orient-Institut Istanbul (Max Weber Stiftung, Bonn)

Den dritten Platz belegt Soziologin Dr. Melike Şahinol, die an ihrem Institut den Forschungsbereich „Science, Technology and Society“ verantwortet. Ausgezeichnet wird das Werk „3D printed children’s prostheses as enabling technology? The experience of children with upper limb body differences”, das 2022 im Journal of Enabling Technologies erschien. Die prämierte Forschungsarbeit zeigt beispielhaft, wie partizipative Ansätze mit vulnerablen Zielgruppen erfolgreich in der Technikentwicklung eingesetzt werden können.
Das zugrundeliegende Projekt verknüpft Ansätze aus Techniksoziologie (STS), Disability Studies und Design. In der prämierten Publikation wird der Frage nachgegangen, inwieweit 3D-gedruckte Prothesen für Kinder mit Körperdifferenzen der oberen Gliedmaßen als „Enabler“ funktionieren – also als Technologie, die neue Handlungsmöglichkeiten eröffnet. Hierfür arbeitete Melike Şahinol mit Kindern, ihren Familien und ehrenamtlichen Maker*innen der NGO Robotel Türkiye zusammen. Dies ist eine türkische Zweigstelle des Netzwerks e-NABLE, das Open-Source-Prothesen weltweit zugänglich macht. Die Daten aus Interviews und teilnehmenden Beobachtungen wurden von der Forschung der Kinder ergänzt: Als Expert*innen ihrer Lebenswelt dokumentierten sie mithilfe eines für diesen Zweck entwickelten Erkundungs-Toolkits neun Tage lang ihre körperlichen, emotionalen und sozialen Erfahrungen im Kontext der Prothesennutzung. Die Ergebnisse zeigten einerseits, dass diese kindliche Identität und soziale Teilhabe stärken, legten andererseits aber auch Herausforderungen offen, wie körperliche Unannehmlichkeiten und Hürden bei der Nutzung.
 


Leonie Malchow

Leonie ist über die Welt der Engagement- und Demokratieförderung bei der Citizen Science gelandet. Im Team ist sie für Projektmanagement und Kommunikation zuständig.