Citizen Science im Naturschutz
Citizen Science im Naturschutz
Citizen Science wird in Deutschland bereits erfolgreich in vielen Naturschutzprojekten praktiziert, um langfristige Bestandsentwicklungen (Monitoring) für einzelne Arten und Ökosysteme aufzuzeigen und Rückschlüsse zu ziehen, wie sich Veränderungen in der Landschaft auf Lebensgemeinschaften auswirken. Aus diesen Erkenntnissen werden Empfehlungen für den Schutz, die Pflege und Entwicklung von Arten und deren Gemeinschaften formuliert. Aufbauend auf diesen Empfehlungen ist es möglich, konkrete Schutz- und Pflegemaßnahmen zu erarbeiten, welche durch die jeweiligen Behörden (Schutzgebietsverwaltungen, Naturschutzbehörden, Landespflegeverbände) auf der Fläche angewendet werden. Sowohl für die Entwicklung dieser Empfehlungen als auch für die Evaluation von Schutz- und Pflegemaßnahmen auf lokaler oder regionaler Ebene ist die Erfassung von Arten und deren Gemeinschaften essentiell. Gleichzeitig ermöglichen langfristige Untersuchungen zu ausgewählten Artengruppen und -gemeinschaften die Beantwortung von globalen Fragestellungen wie zum Beispiel die Auswirkungen von klimatischen Veränderungen auf unsere Artengemeinschaften oder die Verbreitungsmechanismen von invasiven Arten in vom Menschen veränderten Landschaften. Die Erhebung von Daten zur Erforschung der Biodiversität und zu deren Wechselwirkungen mit biotischen und abiotischen Faktoren erfolgt zu einem großen Teil durch die Unterstützung von ehrenamtlichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Insbesondere die Erstellung der für den Naturschutz planungsrelevanten, gefährdeten Arten wird ehrenamtlich erhoben.
Eine wesentliche Aufgabe von Großschutzgebieten in Deutschland – den Nationalen Naturlandschaften – und unter ihnen insbesondere den Biosphärenreservaten und Nationalparks, ist einerseits ihr Bildungsauftrag im Sinne der Bildung für nachhaltige Entwicklung bzw. in Form von naturkundlicher Bildung. Andererseits gehören die Forschung und Beobachtung von Natur und Landschaft zu ihren bedeutendsten Aufgaben. Die Forschungstätigkeiten können, wie auch in der institutionellen Wissenschaft, explorativ oder hypothesengeleitet erfolgen. Sie sind, je nach Schutzgebiet, unterschiedlich verankert und reichen von der Durchführung eigener Forschungsprojekte bis hin zur Weitergabe der Forschungstätigkeiten an Dritte in Form von Gutachten. Dabei sind Umfang und Tiefe der Forschung häufig durch eine unzureichende Finanzausstattung der Nationalen Naturlandschaften und fehlende Kenntnisse und/oder Kapazitäten zur Antragstellung für Projektmittel eingeschränkt.
Citizen Science kann hier ein Ansatz zur Überwindung der Herausforderungen sein. Eine zentrale Aufgabe bei der Umsetzung von Citizen Science in Schutzgebieten ist die Mobilisierung von Freiwilligen und die Betreuung durch qualifizierte, hauptamtliche Freiwilligenkoordinatorinnen und -koordinatoren. Das Freiwilligenprogramm in den Nationalen Naturlandschaften „Ehrensache Natur – Freiwillige in Parks“ trägt mit einer Einsatzstellenbörse dazu bei, ehrenamtlich Engagierte u.a. für die Naturbeobachtung in Nationalparks, Naturparks und Biosphärenreservaten zu gewinnen. Teilnehmende wünschen vielfach eine Visualisierung der erhobenen Daten. Einen hohen Stellenwert nimmt die zeitnahe Kommunikation der Ergebnisse an die Teilnehmenden sowie an die kooperierenden Universitäten und wissenschaftlichen Einrichtungen ein.
Es gilt dringend zu beachten, dass Freiwilligenaktivitäten auf Eigentümerflächen rechtlich anders einzuordnen sind als die Erfassung für behördliche Zwecke. Das Betreten z. B. des Waldes abseits der Wege ist mit den Eigentümern bzw. den Nutzern oder der Schutzgebietsverwaltung zu klären. Generell gilt, dass das Betreten abseits der Wege ausschließlich zum Zweck der Erholung –, und nicht für wissenschaftliche Erhebungen erlaubt ist.