Die Foodforscher*innen: Wie Essen Duisburg verbindet

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Stefan Walter
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Institut für offene Gesellschaftsstudien Duisburg
Häufige Fragen
Worum geht es in diesem Projekt?
Im Projekt haben wir mithilfe von qualitativen Interviews das komplexe Zusammenspiel zwischen Ernährung als Alltagspraxis und gesellschaftlichem Zusammenhalt erforscht und Antworten auf folgende übergeordnete Fragestellung gefunden: Wie können Essen und Ernährung in einer (post-)migrantisch geprägten Stadt wie Duisburg Menschen zusammenbringen? Dazu haben wir 2023 bis 2024 ein kollaboratives Citizen-Science-Projekt durchgeführt, in dem Schüler*innen von Gesamtschulen in Duisburg aktiv am Forschungsprozess beteiligt wurden. Begleitet von Sozial- und Geisteswissenschaftler*innen schlüpften die Schüler*innen in die Rolle von Foodforscher*innen und forschten zu Teilfragen im Projekt. Die teilnehmenden Foodforscher*innen waren (post-)migrantisch Heranwachsende mit heterogenen sozialen, ethnischen und kulturellen Hintergründen.
Wie können Bürger*innen mitforschen?
Im Projekt haben wir gemeinsam mit Schüler*innen der 5. bis 7. Klassenstufe aus zwei Gesamtschulen in Duisburg geforscht und qualitative Interviews durchgeführt. Dazu trafen wir uns in wöchentlichen Schul-AGs. Die übergeordnete Fragestellung – wie Essen und Ernährung Menschen in Duisburg zusammenbringen können – wurde in folgende zwei Teilfragen aufgeteilt: 1. Was is(st) typisch Duisburg? 2. Wie wird auf das Schulessen geblickt? Bewertungen des Schulessens aus Perspektive unterschiedlicher Schulakteur*innen. Jede Schule hat zu einer Teilfrage geforscht. Dazu lernten die Schüler*innen zunächst wissenschaftliche Arbeitsweisen kennen. Anschließend wurden gemeinsam Interviewleitfäden erstellt, mit denen qualitative Interviews mit Expert*innen durchgeführt wurden. An der inhaltsanalytischen Auswertung der Interviewdaten sowie der Präsentation der Ergebnisse in Form videobasierter „Food-Reportagen“ waren die Foodforscher*innen ebenfalls aktiv beteiligt.
Was passiert mit den Ergebnissen?
Im Projekt wurden unter Mitarbeit der teilnehmenden Schüler*innen zwei videobasierte „Food-Reportagen“ erstellt, die über die Ergebnisse der durchgeführten Interviews informieren. Die Food-Reportagen zielen auf gleichaltrige Heranwachsende und regen diese an, über das Wechselspiel von Ernährung und Zusammenhalt nachzudenken. Die Food-Reportagen wurden zum Abschluss des Projekts öffentlich präsentiert und sind auf der Webseite des Instituts veröffentlicht. Es ist vorgesehen, die erhobenen Daten für Sekundäranalysen in einem frei zugänglichen Repositorium zur Nachnutzung bereitzustellen. Darüber hinaus werden Bildungs -und Schulungsmaterialien erstellt, mit denen zukünftige Foodforscher*innen-AGs selbstständig an anderen Schulen eingerichtet und durchgeführt werden können.
Wozu trägt die Forschung bei?
Viele Untersuchungen zeigen, welche Faktoren die Ernährungsweisen von Menschen beeinflussen. Seltener wird untersucht, wie Ernährung und Essen selbst das gesellschaftliche Miteinander beeinflussen. Dabei sind Ernährung und soziales Miteinander eng verflochten. In der (post-)migrantisch geprägten Gesellschaft der Bundesrepublik ist dieses Wechselspiel besonders ausgeprägt, weil sich die Ernährungsweisen weiter diversifizieren. Das Foodforscher*innen Projekt trägt dazu bei, das komplexe Wechselverhältnis von Ernährung und Essen sowie gesellschaftlichem Zusammenhalt besser zu verstehen. Es bietet Hinweise darauf, wie Essen und Ernährung in einer (post-)migrantisch geprägten Stadt wie Duisburg Menschen zusammenbringen. Das Projekt ist damit dem sozialwissenschaftlichen Forschungsfeld zum gesellschaftlichen Zusammenhalt zuzuordnen. Es trägt dazu bei, Alltagspraktiken als sozialen Kitt einer Gesellschaft zu verstehen und für die Stärkung des sozialen Zusammenhalts fruchtbar zu machen.
Was sind die (Zwischen-)Ergebnisse des Projekts?
Das Projekt hat Ergebnisse auf zwei Ebenen erzielt. Zum einen wurden qualitative Interviews zum Zusammenhang von Essen und Ernährung und sozialem Zusammenhalt in Duisburg explorativ erhoben und ausgewertet. Gemeinsam mit den als Citizen Scientist fungierenden Foodforscher*innen wurden zwei videobasierte Foodreportagen erstellt, in denen sie ihre Ergebnisse öffentlichin Duisburg präsentiert haben. Zum anderen profitierten die Foodforscher*innen von der Teilnahme am Projekt durch den Erwerb differenzierter wissenschaftlicher Fähigkeiten und Kompetenzen im Bereich der Food Literacy. Darauf deuten die Ergebnisse einer Evaluation am Ende des Projekts hin, in der neben den Foodforscher*innen auch SchülerInnen anderer AGs vergleichend befragt wurden.