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Flurnamen als Brücke zwischen Gesellschaft und Wissenschaft

Im Heiligenborn, Foto: Barbara Aehnlich
Flurnamen sind die Bezeichnungen kleinräumiger Geländegegebenheiten. In Thüringen werden sie seit über 100 Jahren gemeinsam mit Ehrenamtlichen erhoben und ausgewertet. Seit kurzem erfolgt die Darstellung des Materials im Thüringischen Flurnamenportal, in welchem auch die Digitalisierung des Flurnamenarchivs erfolgt.

Projektzeitraum ab

Januar 2022

Projektende

Dezember 2025

Weitere Informationen

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Aktuelle Veranstaltungen:

📍 26. April 2024 - Altstraßenkolloquium in Neustadt bei Coburg
 

Am 26. April sind wir beim insgesamt fünften Altstraßenkolloquium dabei. Diesmal findet die Veranstaltung in Neustadt bei Coburg statt und trägt den Titel “Verkehrswegeforschung zwischen Archäologie, Geografie und Sprachwissenschaft”. Aus dem Projekt sind PD Dr. Barbara Aehnlich und David Brosius dabei. Die Anmeldung erfolgt über den Heimatbund. 

Eine aktuelle Liste aller vergangenen Veranstaltungen finden Sie auf unserer Homepage: https://flurnamen.projekte.thulb.uni-jena.de/veranstaltungen/vergangene-veranstaltungen

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Kontakt

Barbara Aehnlich

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Institution

Friedrich-Schiller-Universität Jena

Heimatbund Thüringen e.V.

Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek

Historische Flurkarte der Gemarkung Reinstädt
Ehemalige Lehmgrube in Bibra
Historisches Flurbuch
Bodenaufnahme Dürres Fleck
Zettelkästen des Thüringischen Flurnamenarchivs
Projektlogo

Häufige Fragen

Worum geht es in diesem Projekt?

Flurnamen sind siedlungs- und sprachgeschichtliche Denkmäler, die Aufschluss über die Regionalgeschichte geben. In ihnen lebt altes, heute zum Teil ausgestorbenes Wortgut fort, sie sind damit sprachliche Relikte, die auf frühere Siedlung, Landschaftsgestaltung und Bodennutzung verweisen. (Bsp.: Leite: heute nicht mehr gebräuchliches Wort für einen Anhang; Bühl: älteres Wort für einen Hügel) Als Benennungen unbewohnter Örtlichkeiten in der die Ortschaften umgebenden Flur existieren sie kaum mehr im aktiven Sprachgebrauch und ihre Kenntnis sinkt mit abnehmendem Alter der Einwohner*innen eines Ortes. In Thüringen wirken wir mit unserem Citizen-Science-Projekt „Flurnamen als Brücke zwischen Gesellschaft und Wissenschaft“, das am 1.1.2022 gestartet ist, diesem Schwund entgegen. Ziel dieses von der Thüringer Staatskanzlei geförderten Projektes und der in Kooperation mit der ThULB stattfindenden Digitalisierung des Thüringischen Flurnamenarchivs ist die umfassende Erhebung und digitale Aufbereitung des thüringischen Flurnamenbestands (aktuell sind ca. 150.000 von vermutlich rund 300.000 Flurnamen erfasst). Im Fokus stehen die Zusammenführung der verschiedenen Sammlungsformen, die flächendeckende Erhebung der thüringischen Flurnamen und ihre sprach- und kulturwissenschaftliche Auswertung.

Wie können Bürger*innen mitforschen?

Seit 1999 wurden im beim Heimatbund Thüringen angebundenen Projekt „Flurnamen und Regionalgeschichte“ mehr als 350 Sammler*innen gewonnen, die zunächst von Günther Hänse und seit 2006 von Barbara Aehnlich fachwissenschaftlich betreut werden. Die Bürger*innen erheben die Flurnamen ihrer Heimatregion und tragen Wissen zur Entstehung derselben bei. Dabei benötigen sie keine Vorkenntnisse und keine technische Ausrüstung. Wichtig ist ein Interesse an der Geschichte des zu erforschenden Ortes. Nach einer kurzen Einführung auf Regionalkonferenzen und mithilfe einer eigens entwickelten Handreichung erheben die Bürger*innen die Flurnamen ihrer Heimat aus historischen und aktuellen Karten, wenn möglich verfolgen sie deren Entwicklung in öffentlichen und privaten Archiven und erfassen ihre mundartliche Lautung; sie erkunden mittels der Realprobe die Geländegegebenheiten und tragen mögliches Wissen über die Entstehung der Namen zusammen. Ihre Forschungsergebnisse tragen sie in eine Datei oder auf vorgefertigte Zettel ein. Für einen späteren Projektabschnitt ist die eigenständige Eingabe durch die Ehrenamtlichen in die Webmaske des Portals geplant. Unterstützt wird die Arbeit durch verschiedene Social-Media-Kanäle, über die wir regelmäßig berichten und zum Beispiel den „Flurnamen der Woche“ verkünden (Instagram-Kanal und Facebook-Seite). Ehrenamtliche Sammler*innen kommen hier ebenfalls zu Wort und können von ihren Ergebnissen erzählen. Für die nahe Zukunft sind Projekte mit Schüler*innen und Studierenden geplant, außerdem gibt es Flurnamensprechstunden vor Ort und digital, in denen der Kontakt aufrechterhalten wird und Fragen der Bürger*innen beantwortet werden. Sie sind somit an der Erhebung, Erfassung und Auswertung aktiv beteiligt.

Was passiert mit den Ergebnissen?

Die eingereichten Sammlungen der Ehrenamtlichen sind inhaltlich und medial sehr heterogen. Die Ergebnisse liegen in Papierform als eine oder mehrere digitale Datei(en) vor. Bevor die Ergebnisse in das Flurnamenportal übertragen werden können, müssen die Sammlungen zunächst standardisiert, überprüft und ggf. mit zusätzlichen Informationen angereichert werden. Über unterschiedliche Informationskanäle, wie beispielsweise Veranstaltungen, per E-Mail oder über Social-Media-Seiten, erhalten die Ehrenamtlichen Feedback und haben stets einen Ansprechpartner für alle Fragen und Belange rund um das Thema Flurnamen. Die Ergebnisse werden mit den Daten des Portals abgeglichen und sollen später sprach- und kulturwissenschaftlich ausgewertet werden. Sie bieten nicht nur für die Regional- und Heimatforschung wichtige Erkenntnisse, sondern können auch für andere wissenschaftliche Disziplinen praktischen Nutzen bringen.

Wozu trägt die Forschung bei?

Flurnamenforschung ist eine Brückenwissenschaft, die ihre Erkenntnisse aus den verschiedensten wissenschaftlichen Teildisziplinen bezieht: Sprach- und Siedlungsgeschichte, Archäologie und Landeskunde, Rechts- und Wirtschaftsgeschichte spielen ebenso eine Rolle wie Botanik, Zoologie und Geologie. All diese wissenschaftlichen Teilgebiete profitieren wiederum von der Erforschung der Flurnamen. In Thüringen werden seit über 100 Jahren Flurnamen erforscht: In den 1930er Jahren entstand an der Universität Jena das Thüringische Flurnamenarchiv mit dem Ziel einer systematischen Erhebung. Aus diesen Bemühungen resultieren 150.000 quantitativ und qualitativ sehr unterschiedliche Zettelbelege für das Gebiet des heutigen Freistaats Thüringen und des Südens Sachsen-Anhalts. Seit 2019 wird mit Unterstützung der Thüringer Staatskanzlei dieser Bestand unter der Projektleitung von Barbara Aehnlich digitalisiert und im Thüringischen Flurnamenportal dargestellt. Ziel ist eine umfassende Erhebung aller thüringischen Flurnamen, an die sich eine sprach-, siedlungs- und kulturgeschichtliche Auswertung anschließen soll.

Was sind die (Zwischen-)Ergebnisse des Projekts?

In den letzten rund 20 Jahren wurden bereits über 350 Sammler*innen für die Flurnamenerhebung gewonnen und angeleitet. Mehr als 300 Sammlungen wurden schon eingereicht und liegen entweder in Papierform oder als Datei(en) vor. Der Bestand wurde physisch der Zettelsammlung des Thüringischen Flurnamenarchivs angegliedert. Da er so nur äußerst eingeschränkt für die interessierte Öffentlichkeit und die Wissenschaft nutzbar ist, soll in einem nächsten Schritt die Übertragung ins Thüringische Flurnamenportal erfolgen. In diesem befinden sich bereits etwa 66.000 Flurnamenbelege aus dem analogen Archiv. Seitens der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek wird im nächsten Schritt eine Anpassung der Eingabemaske an die sehr heterogenen ehrenamtlichen Sammlungen erfolgen. Diese müssen dann in standardisierter Form ins Portal übertragen werden.