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GardenUp: Die Nachhaltigkeit von Privatgärten messen und verbessern

Urheberrechte: David Weinrich
Wie nachhaltig ist mein Garten? Die von der Hochschule Geisenheim entwickelte App "GardenUp" ermittelt mit Hilfe eines Algorithmus die ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit in Privatgärten. Zudem generiert die App Vorschläge, wie im eigenen Garten noch nachhaltiger agiert werden kann.
Themen
Projektzeitraum ab
Juni 2023
Projektende
Juli 2025
Kontakt

David Weinrich

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Institution

Hochschule Geisenheim

Worum geht es in diesem Projekt?

Im Rahmen des Projekts soll die Nachhaltigkeit von Privatgärten im urbanen Raum näher untersucht und verbessert werden. Dazu wurde eine App („GardenUp“) entwickelt, die mittels eines Algorithmus die ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit von Gärten misst und maßgeschneiderte Vorschläge zur Verbesserung der Nachhaltigkeit liefert. Gartenbesitzer*innen beantworten Fragen und erhalten dann direkt ein Feedback zu wichtigen Kennzahlen des Gartens sowie zu ihrer persönlichen Nachhaltigkeit in den Bereichen „ökologisch“, „sozial“ und „ökonomisch“. Im ökologischen Bereich werden Fragen zur Tier- und Pflanzenwelt sowie zur Verwendung von Ressourcen im eigenen Garten beantwortet. Die soziale Nachhaltigkeit bezieht sich auf Aktivitäten im Garten sowie das Wohlbefinden der Gartenbesitzer*innen. Für die ökonomische Nachhaltigkeit werden Angaben zum Anbau von Obst und Gemüse, zur Wiederverwertung und zum Ressourcenverbrauch abgefragt. Die Nachhaltigkeit wird in Leveln angezeigt. Teilnehmer*innen haben die Möglichkeit, durch die Umsetzung von vorgeschlagenen Maßnahmen in den Leveln aufzusteigen und so die eigene Nachhaltigkeit im Garten zu verbessern. Im kommenden Jahr soll die App durch weitere Features ergänzt werden, die den sozialen Austausch zwischen den User*innen fördern und die nachhaltige Flächengestaltung des Gartens erleichtern soll.

Wie können Bürger*innen mitforschen?

Die App ist seit Juni 2023 im AppStore ausschließlich für iPhones kostenlos verfügbar. Nach der Registrierung werden zunächst soziodemografische Daten und Daten zum eigenen Garten abgefragt. Hieraus ergeben sich bereits erste Kennzahlen (beispielsweise zur potenziell vogelfreundlichen Fläche), die als Feedback an die User zurückgespielt werden. Anschließend ermitteln die User*innen durch Antworten zu ihrem Verhalten im Garten, ihre persönliche ökologische-, soziale- und ökonomische Nachhaltigkeit im Garten. Zudem können sie ihre eigenen Nachhaltigkeitslevel mit den Durchschnittswerten aller vergleichen und durch Maßnahmen, die von der App generiert werden, ihre Nachhaltigkeit verbessern und Level aufsteigen. Die Teilnehmender*innen sind demnach für die Datensammlung zuständig, sie können sich aber auch aktiv an der Weiterentwicklung der App beteiligen. Hierfür werden regelmäßige Umfragen durchgeführt, um einerseits Feedback zur App zu ermitteln und andererseits die Meinung bezüglich möglicher neuer Features für „GardenUp“ einzuholen. Darüber hinaus ist in der App in Kontaktfeld verfügbar, über welches die Wissenschaftler*innen jederzeit für die Teilnehmenden erreichbar sind.

Was passiert mit den Ergebnissen?

Die Eingaben der User werden in regelmäßigen Abständen an das GardenUp-Team übermittelt und dort ausgewertet. Die Teilnehmenden werden einerseits im Rahmen der Push-Notifications über kleinere Aspekte der Forschungsergebnisse in Kenntnis gesetzt. Darüber hinaus werden gegen Ende der Gartensaisons umfangreichere Auswertungen an die Teilnehmenden verschickt. Hierbei soll es sich um .pdf-Dateien handeln, in welchen statistische Analysen zu den Angaben der Teilnehmer*innen grafisch aufbereitet werden, um Angaben zu den Gärten, aber auch zur Nachhaltigkeit visuell darzustellen. In gängigen Gartenzeitschriften und über die Social-Media-Kanäle werden in regelmäßigen Abständen Ausschnitte von Forschungsergebnissen präsentiert. Es erfolgen außerdem wissenschaftliche Publikationen, über welche die Teilnehmenden informiert werden. Erhofft wird, dass durch das Projekt mehr über Privatgärten bekannt wird, welchen Nachhaltigkeitsbeitrag diese leisten können und wie sie von ihren Besitzer*innen genutzt werden.

Wozu trägt die Forschung bei?

Privatgärten sind kaum erforscht, obwohl sie einen erheblichen Anteil städtischer Freiflächen einnehmen und ca. 40% der Menschen in Städten Gärten besitzen. Das Forschungsprojekt soll einerseits Aufschluss über den Status Quo der Nachhaltigkeit von Privatgärten geben. Andererseits soll die App die Teilnehmenden dazu motivieren die Nachhaltigkeit ihres Gartens zu erhöhen. Auch speziell für die App entwickelte Geschäftsmodelle im Bereich der nachhaltigen Flächengestaltung und der sozialen Interaktion sollen eine nachhaltigere Nutzung des eigenen Gartens vereinfachen. Damit soll einerseits ein Beitrag zur Nachhaltigkeitsforschung geleistet werden, in welcher Privatgärten bisher kaum eine Rolle spielen. Ebenso soll die Forschung im Bereich des Gartenbaus um einen wichtigen Beitrag erweitert werden, indem durch den Citizen Science Ansatz Daten erhoben werden, die in dieser Form noch nicht vorliegen. Wichtig ist hierbei unser ganzheitliches Nachhaltigkeitsverständnis, welches nicht nur die ökologischen Aspekte (z.B. Tier- und Pflanzenwelt), sondern auch soziale (z.B. Wohlbefinden), und ökonomische Aspekte (z.B. Ressourcenverbrauch) berücksichtigt. Da Gärten eine beträchtliche Fläche in städtischen Gebieten ausmachen, ist es wichtig, mehr über das Nachhaltigkeitspotenzial von Privatgärten zu erfahren. Aus gesellschaftlicher Sicht kann darüber hinaus durch den Citizen Science Ansatz das Umweltbewusstsein gestärkt werden, was wiederrum zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Privatgärten führt und die Lebensqualität in städtischen Gebieten verbessern kann. Eigens für die App entwickelte Geschäftsmodelle sollen darüber hinaus die nachhaltigere Gartennutzung erleichtern. Hierzu zählen nachhaltige Vorschläge zur Flächengestaltung, die auf einem speziell für GardenUp entwickelten Algorithmus basieren und mithilfe der LiDAR Technologie der iPhone-Kamera umgesetzt werden, sowie einem Feature zur sozialen Interaktion zwischen den Teilnehmer*innen, welches in Kürze vorgestellt wird.

Was sind die (Zwischen-)Ergebnisse des Projekts?

Bis dato haben sich fast 400 Gartenbesitzende angemeldet (Stand Oktober 2023). Durch die Eingaben der Teilnehmende ist bereits eine Datengrundlage vorhanden, die von den Eckdaten der Gärten (z.B. die durchschnittliche Gartengröße, die durchschnittliche Anteil versiegelter Fläche etc.), über die durchschnittlichen Nachhaltigkeitslevel, bis zu der Anzahl an umgesetzten Maßnahmen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit reicht. Bezüglich der durchschnittlichen Nachhaltigkeitslevel weist der soziale Bereich bislang den höchsten – und der ökologische Bereich den niedrigsten Mittelwert auf. Die meisten Maßnahmen wurden im ökologischen Bereich umgesetzt, die wenigsten im ökonomischen Bereich.