WAU - Die Hundestudie to go!

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Carolin Mundinger
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Universität Münster
Häufige Fragen
Worum geht es in diesem Projekt?
Die objektive Erfassung von Emotionen spielt eine wichtige Rolle in der Forschung zum Wohlergehen von Tieren. Da wir die Tiere nicht einfach fragen können, wie sie sich fühlen oder wie es ihnen geht, suchen Wissenschaftler*innen der Abteilung für Verhaltensbiologie der Uni Münster nach geeigneten Indikatoren, die einen Rückschluss auf das Wohlergehen von Tieren erlauben. Ein vielversprechender Ansatz ist in diesem Zusammenhang die Beobachtung von Seitenpräferenzen, also ob die rechte oder linke Pfote bevorzugt genutzt wird. Wie der Mensch zeigen nämlich auch Tiere solche Seitenpräferenzen und sind eher rechts- oder links"händig". Interessanterweise gibt es erste Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen solchen Präferenzen für eine Körperseite und Emotionen: Kurzfristige Seitenpräferenzen scheinen Aufschluss über die aktuelle Stimmung eines Individuums zu geben, während langfristige Seitenpräferenzen wiederum eher mit der Persönlichkeit eines Tieres zusammen zu hängen scheinen. Genau diesen Zusammenhang möchte die Uni Münster mit Bürger*innen am Beispiel des weltweit beliebtesten Haustieres untersuchen: dem Hund. Im Gegensatz zu künstlichen „Laborsituationen“, wird in diesem Citizen-Science Ansatz das Spontanverhalten der Tiere direkt im vertrauten Umfeld durch die Bürger*innen erhoben, was ungestörte Verhaltensbeobachtungen erlaubt.
Wie können Bürger*innen mitforschen?
Alle Hundebesitzer*innen mit einem Smartphone können teilnehmen, indem sie die kostenlose WAU-App aus dem Google Play Store oder Apple App Store herunterladen. Nach dem Start der App werden generelle Informationen zum Hund und dessen Persönlichkeit erfragt. Anschließend können die Teilnehmenden das lateralisierte Verhalten ihres Hundes dokumentieren, z.B. welches Bein beim Urinieren gehoben wird oder in welche Richtung der Hund kreiselt, wenn er sich zum Schlafen hinlegt. Dies kann innerhalb kürzester Zeit erfasst werden. Nach jeder Beobachtung geben die Beobachter*innen außerdem noch eine Einschätzung über den emotionalen Zustand des Hundes ab. Dabei wird sowohl nach dem Erregungszustand (ruhig bis aufgeregt) als auch nach der Art der Emotion (negativ bis positiv) gefragt. Vorwissen ist für die Teilnahme nicht nötig. Um eine möglichst objektive Bewertung zu ermöglichen, werden erklärende Tutorials angeboten, die verdeutlichen worauf bei einer Beobachtung zu achten ist. Ziel sind 100 Beobachtungen über verschiedenen Spaziergänge verteilt, aber auch schon 10 oder 20 Beobachtungen sind ein wertvoller Beitrag für die Forschung!
Was passiert mit den Ergebnissen?
Alle über die WAU-App erhobenen Daten werden automatisch in eine entsprechende Datenbank übertragen und der Abteilung für Verhaltensbiologie anonymisiert zugänglich gemacht und dort analysiert. Der Forschungsprozess kann ab Sommer 2025 auf der Homepage der WAU-App verfolgt werden, die Teilnehmenden bekommen aber auch per E-Mail Informationen zum Fortschritt und ersten Ergebnissen. Die vollständigen Ergebnisse werden schließlich im Rahmen einer open-access Fachpublikation Ende 2025 veröffentlicht. Zusätzlich werden die Ergebnisse durch Vorträge und Presseberichte an die Öffentlichkeit gebracht und über die Social Media Kanäle der Universität Münster verteilt.
Wozu trägt die Forschung bei?
In den deutschen Haushalten leben rund 33,9 Millionen Haustiere unterschiedlichster Arten, darunter alleine 10,5 Millionen Hunde. Die Forschung an tierschutzrelevanten Themen ist daher von großer Bedeutung und hoch relevant. Das WAU-Projekt trägt hier wichtige Erkenntnisse zur übergeordneten Forschung von Verhalten, Tierpersönlichkeit und Tierwohl bei. Die Entwicklung von objektiven Indikatoren für das Wohlbefinden von Tieren ist entscheidend, da wir Tiere nicht direkt nach ihrem Befinden fragen können. Seitenpräferenzen, also beispielweise welche Pfote bevorzugt genutzt wird, könnte Aufschluss über die Stimmung und Persönlichkeit von Tieren geben und damit die objektive Messung des Wohlergehens von Tieren erlauben – das ist nicht nur für Wissenschaftler*innen in der Forschung wichtig, sondern auch für Haustierbesitzer*innen zu Hause. Gesellschaftlich betrachtet sensibilisiert das Projekt Haustierbesitzer*innen außerdem für einen tiergerechten Umgang und fördert das Bewusstsein für Tierwohl. Die gewonnenen Erkenntnisse können potentiell auch auf andere Tierarten übertragen werden und so zur Verbesserung des Tierschutzes insgesamt beitragen.