Homes|Heimat: Postkolonialismus, Narrative, Fotografie
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Yash Gupta
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Universität Münster
Kulturbüro der Universität Münster
Universitätsstiftung Münster
Postcolonial, Transnational and Transcultural Studies
Häufige Fragen
Worum geht es in diesem Projekt?
Homes|Heimat ist ein partizipatives Forschungs- und Medienprojekt, das untersucht, wie Studierende of Color Heimat und Zugehörigkeit in Migrationskontexten verhandeln. Es verwendet postkoloniale Methodologien in Form von Storytelling (Geschichten erzählen), Fotografie und verkörperter Erinnerungsarbeit, um Citizen Science zu dekolonisieren. Im Zentrum steht eine von den Teilnehmenden gemeinsam kuratierte Medieninstallation, die Familienbilder, persönliche Erzählungen und Audioaufnahmen verbindet. Die Installation fungiert als Begegnungsraum, in dem migrantische und etablierte Communities miteinander in Austausch treten, voneinander lernen und neue Formen gegenseitiger Anerkennung entwickeln. So macht Homes|Heimat sichtbar, wie Migration kollektives Gedächtnis (gemeinsames Erinnern), urbanes Leben und interkulturelle Beziehungen prägt, und entwickelt zugleich ein kritisches Umdenken von Bürgerschaft als relationale und affektive Praxis weiter - also als etwas, das auf Beziehungen, Gefühlen und gegenseitigem Respekt beruht.
Wie können Bürger*innen mitforschen?
Ein zentrales Prinzip von Homes|Heimat ist das Co-Kuratieren, also das gemeinsame Gestalten: Teilnehmende und Besucher*innen werden eingeladen, als Co-Kurator*innen ihre Perspektiven und Beiträge in die Entwicklung des Projekts einzubringen. Beteiligen können sich Bürger*innen, indem sie die Wanderausstellung besuchen und an den begleitenden Foren teilnehmen sowie Institutionen, indem sie selbst Gastgeber*innen werden. Im Mittelpunkt steht die Installation als dialogischer Begegnungsraum zwischen migrantischen und etablierten Communities, also von Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte. Um Interaktion zu fördern, umfasst sie eine Expression Wall (Ausdruckswand), an der Besucher*innen Rückmeldungen, Geschichten und Gedanken zum eigenen Verständnis von Heimat und Zugehörigkeit einbringen können. Diese Beiträge werden als qualitative Forschungsdaten gesammelt und im Rahmen systematischer Analysen ausgewertet. Gemeinsam mit Interviews und persönlichen Erzählungen bilden sie ein wachsendes Archiv, das neue Erkenntnisse über Interkulturalität und Zugehörigkeit ermöglicht. Potenzielle Gastgeber*innen sind herzlich eingeladen, die Projektverantwortlichen zu kontaktieren, um Möglichkeiten für eine Präsentation der Installation an ihrem Ort zu besprechen.
Was passiert mit den Ergebnissen?
Als dekoloniales Projekt verfolgt Homes|Heimat das Ziel, einen dialogischen Raum zu schaffen, der interkulturelle Kommunikation fördert. Das bedeutet: Es will alte, einseitige Sichtweisen aufbrechen und neue, gleichberechtigte Formen des Austauschs schaffen. Ziel ist es, einen Raum für Dialog zu öffnen, in dem Menschen aus verschiedenen Kulturen miteinander sprechen und voneinander lernen können. Im Zentrum steht die Medieninstallation, die an verschiedenen Orten in Deutschland gezeigt werden kann. Beiträge, die über die Expression Wall und begleitende Foren gesammelt werden, werden als qualitative Daten erfasst und systematisch ausgewertet, um Themen wie Heimat, Zugehörigkeit und interkulturelle Begegnung nachzuzeichnen. Zur Gewährleistung von Transparenz sind diese Materialien während der Ausstellung auch für Besucher*innen zugänglich. Das wachsende Archiv hat bereits eine erste Community-basierte Publikation hervorgebracht, die Interviewauszüge und Fotografien mit verständlichen Einführungen zu Post/-kolonialität, Migration und Citizen Science verbindet. Weitere wissenschaftliche Publikationen werden folgen, sodass die Ergebnisse des Projekts sowohl für öffentliche als auch akademische Diskurse genutzt werden können.
Wozu trägt die Forschung bei?
Die Bedeutung von Homes|Heimat geht über die akademische Forschung hinaus und wirkt auf gesellschaftliche Strukturen. Durch die Anwendung postkolonialer Theorien und partizipativer Methoden positioniert das Projekt Migrant*innen als aktive Mitgestaltende lokaler und globaler Systeme und widerspricht Annahmen, die sie als passive Subjekte darstellen. Durch die Installation und öffentliche Foren entstehen Räume, in denen Bürger*innen ihr Verständnis von Heimat im Verhältnis zu den Erfahrungen anderer reflektieren können – ein Prozess, der Dialog, Empathie und Verständnis fördert. So adressiert das Projekt Fragen von Integration und Zugehörigkeit und zeigt, wie postkoloniale Hintergründe Zugehörigkeit und Identität prägen. Die Ergebnisse fließen in Debatten über Politik, Stadtplanung und Migrationsrechte ein. Politik, Bildung und Zivilgesellschaft können daraus Strategien entwickeln, die migrantische Bevölkerungen unterstützen, Ausgrenzung mindern und sozialen Zusammenhalt stärken.
Was sind die (Zwischen-)Ergebnisse des Projekts?
Die Installation Homes|Heimat wurde bereits zweimal in Münster gezeigt, begleitet von vielfältigen Veranstaltungen wie Workshops, Gastvorträgen, künstlerische Sessions, Kuratoren-Rundgängen und Seminaren. Die Installationen brachten transkribierte Erzählungen, Familienfotos und Artefakte zusammen und eröffneten so multimodale Zugänge zu Migration, Identität und postkolonialem Erinnern. Die Beteiligung übertraf die Erwartungen: Acht Studierende of Colour steuerten Geschichten aus Ländern wie Indien, Senegal, Peru, Ägypten, Gambia, Bangladesch, Trinidad & Tobago, den USA, Kanada, Jordanien, Afghanistan und Deutschland bei. Das öffentliche Echo war überaus positiv, und das Projekt erhielt 2024/25 den Citizen Science-Preis der Universitätsstiftung Münster, verbunden mit einer zweijährigen Förderung, die weitere Stationen der Installation ermöglicht. Die Co-Kurator*innen prüfen derzeit Möglichkeiten für weitere Ausstellungsorte. Diese Zwischenergebnisse – Aufbau eines reichen Archivs, starke öffentliche Resonanz, inklusives Co-Kuratieren und institutionelle Anerkennung – bilden eine solide Grundlage für die nächsten Phasen des Projekts.